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Details zu Inventarnummer: M-0039a
Objektbezeichnung:Kabinettschrank
Datierung:1690 — 1699
Zeitraum:Ende 17. Jahrhundert
Beschreibung:Rechteckiger Korpus aus ebonisiertem Birnholz. Über die gesamte Front verteilt Messingbeschläge in Rocaillen- und Blütenform. Abschluss in Form einer Galerie aus durchbrochenem Messing, bekrönt von 6 lanzentragenden Kriegerfiguren aus Messing. 9 Schübe unterteilt in mit Flammleistendekor gerahmte Felder, intersiert mit Elfenbein und Schildpatt. Zentral jeweils ein graviertes Elfenbeinplättchen mit verschiedenen bildlichen Darstellungen: vor allem Tiere in Landschaftskulissen (neben Hirschen, Füchsen, Hasen und Jagdhunden auch diverse exotische Tiere wie Elefanten und Affen), aber auch mehrere Küstenansichten mit Personen in Booten. Schlüssellöcher mit rocaillenartigen Messingbeschlägen. Zentrales Türfach mit in Elfenbein und Schildpatt intarsierter Architekturdarstellung: zu sehen ist ein barockes Portal mit vier gedrehten Säulen. An den Außenseiten des Korpus sowie an der Innenseite der zentralen Tür Holzintarsien mit geometrischem Muster.
Historische-kritische Angaben:Die Auswahl an Kabinettschränken aus dem 16. und 17. Jahrhundert stellt eine bemerkenswerte Spezialsammlung im Nachlass Franz Fromms dar. Im Laufe seiner Sammeltätigkeit, die er in den 1880er-Jahren in Barcelona begonnen hatte, konnte der aus Preußen stammende Weinhändler gut ein Dutzend Exemplare unterschiedlicher Provenienz zusammentragen, an denen sich die Entwicklungsgeschichte dieses Möbeltypus anschaulich nachvollziehen lässt. So zeugen die „Bargueño” genannten, tragbaren Schreibkabinette noch von dessen Ursprüngen in der maurischen Tischlerei des späten Mittelalters.
Von Spanien aus verbreitete sich der Typus während der Renaissance in weiteren Kunstzentren Europas. Dabei wandelte sich die Funktion zusehends vom Schreibmöbel hin zur repräsentativen Aufbewahrungsmöglichkeit für kleinere Kunstgegenstände, Schmuck oder andere Kuriositäten, ganz im Sinne der aufkommenden Kunst- und Wunderkammern. Neben dem Wegfall der Schreibklappe folgten daraus auch immer aufwändigere Verzierungen und Einlegearbeiten unter Verwendung kostbarer Materialien wie Ebenholz, Elfenbein oder Schildpatt. Bildliche Darstellungen mit historischen, mythologischen oder allegorischen Inhalten dienten zudem der Vermittlung der humanistischen Weltanschauung der Sammler.
Als eines der bedeutendsten Produktionszentren im deutschsprachigen Raum galt Augsburg. Entsprechende Beispiele sind ebenfalls in der Frommschen Sammlung vetreten.
Das vorliegende Exemplar ist in der Sammlung Franz Fromms eines von mehreren Beispielen aus den spanischen Niederlanden des späten 17. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist, dass zwei nahezu identische Kabinette vorliegen, welche als “Zwillingspaar” zur Schau gestellt wurden, was unter anderem eine 1913 entstandene Fotografie aus dem Salon von Schloss Rametz belegt. Heute ist das Ensemble im grünen Salon der Villa Freischütz zu bewundern, wobei bei genauer Betrachtung feine Unterschiede im Dekor auffallen werden. Ein besonderes Augenmerk muss auf die insgesamt 26 gravierten Elfenbeinplättchen gelegt werden, die die einzelnen Schubladen zieren und von denen keines dem anderen gleicht. Mit ihren Darstellungen verschiedener Wildtiere in Landschaftskulissen, Jagdszenen und Küstenansichten mit Fischerbooten entsprechen sie dem damaligen Kunstgeschmack. Das Beispiel zeigt anschaulich, wie das Möbelstück über seine eigentliche Funktion hinaus als Medium genutzt wird und damit selbst zum Sammlungsobjekt wird.
Von Spanien aus verbreitete sich der Typus während der Renaissance in weiteren Kunstzentren Europas. Dabei wandelte sich die Funktion zusehends vom Schreibmöbel hin zur repräsentativen Aufbewahrungsmöglichkeit für kleinere Kunstgegenstände, Schmuck oder andere Kuriositäten, ganz im Sinne der aufkommenden Kunst- und Wunderkammern. Neben dem Wegfall der Schreibklappe folgten daraus auch immer aufwändigere Verzierungen und Einlegearbeiten unter Verwendung kostbarer Materialien wie Ebenholz, Elfenbein oder Schildpatt. Bildliche Darstellungen mit historischen, mythologischen oder allegorischen Inhalten dienten zudem der Vermittlung der humanistischen Weltanschauung der Sammler.
Als eines der bedeutendsten Produktionszentren im deutschsprachigen Raum galt Augsburg. Entsprechende Beispiele sind ebenfalls in der Frommschen Sammlung vetreten.
Das vorliegende Exemplar ist in der Sammlung Franz Fromms eines von mehreren Beispielen aus den spanischen Niederlanden des späten 17. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist, dass zwei nahezu identische Kabinette vorliegen, welche als “Zwillingspaar” zur Schau gestellt wurden, was unter anderem eine 1913 entstandene Fotografie aus dem Salon von Schloss Rametz belegt. Heute ist das Ensemble im grünen Salon der Villa Freischütz zu bewundern, wobei bei genauer Betrachtung feine Unterschiede im Dekor auffallen werden. Ein besonderes Augenmerk muss auf die insgesamt 26 gravierten Elfenbeinplättchen gelegt werden, die die einzelnen Schubladen zieren und von denen keines dem anderen gleicht. Mit ihren Darstellungen verschiedener Wildtiere in Landschaftskulissen, Jagdszenen und Küstenansichten mit Fischerbooten entsprechen sie dem damaligen Kunstgeschmack. Das Beispiel zeigt anschaulich, wie das Möbelstück über seine eigentliche Funktion hinaus als Medium genutzt wird und damit selbst zum Sammlungsobjekt wird.
Material:Birnbaum
Schildpatt
Elfenbein
Schildpatt
Elfenbein
Maße:
- Breite: 100 cm
Tiefe: 32.3 cm
Höhe: 60.8 cm
Einrichtung:Villa Freischütz